Mit ihrem zweiten Album The Difficult Second zeigt sich die Band Fearful Symmetry personell neu arrangiert und musikalisch neu aufgestellt. Die Abgrenzung zu dem Debütalbum Louder Than Words wird offensichtlich, denn der Drang nach musikalischer Weiterentwicklung ist spürbar.
Nicht zuletzt entstand der kreative Wandel durch das Ausscheiden von Bassist Jeremy Shotts, der zusammen mit Gitarristin Suzi James die Band 2018 ins Leben gerufen hatte. Um ihr mehr Raum für ihre Ideen zu geben, die vor dem Debütalbum entstanden, überließ er ihr das Ruder. Dennoch blieb Jeremy dem Bandprojekt verbunden und steuerte einige Strophen zum Track Warlord bei. Er unterstützte mit Feedback zur Produktion, der Musik sowie bei der Promotion. Ein Ausstieg bei einer Band kann durchaus schlimmer verlaufen.

Für wen ist diese Neuaufstellung von Fearful Symmetry eigentlich interessant? Lohnt sich das Reinhören oder gar der Kauf des neuen Longplayers The Difficult Second? Aber auf jeden Fall, denn so angenehm facettenreich wird einem ein musikalisches 10-Gänge-Menü selten angeboten:

Mood Swings And Roundabouts

Es ist immer gewagt einen Song oder Album a cappella beginnen zu lassen, denn jede Atonalität hinterlässt gleich einen schlechten Eindruck. Doch nicht bei dieser Eröffnung, denn Vokalistin Yael Shotts weiß, was sie tut. Im wahrsten Sinne des Wortes leitet sie stimmig die ersten Gesangspassagen durch einige Akustikgitarren in das volle Songgeschehen ein. Schon bei den ersten Takten wippt man mit. Groovig und schön geschrieben lässt der Song einen unterschwelligen Optimismus aufkommen, dem man sich nur schwer entziehen kann. Diese rockige Pop Nummer holt nicht nur die Prog-Fans ab.

The Difficult Second

Nicht nur im Intro klingelt es verdächtig, sondern auch kurz darauf in den Ohren. Und das ist durchaus positiv gemeint. Dieser Instrumental-Track hat es in sich. Vordergründig im Jazz verankert, fusioniert er mit schön performten Prog-Elementen. Dieser, wie auch spätere Tracks, erinnert streckenweise an Brand X.

Light Of My Life

Das melancholische Light Of My Life definiert die Stimmung nicht nur durch Verlustangst geprägte Lyrics. Fearful Symmetry setzen hier auf das klassische Zusammenspiel von Piano und Streichern. Untermalt wird das ganze durch eine zurückhaltende Gitarrenarbeit, einen fluffigen Fretless Bass und einem anspruchsvoll eingespielten Schlagzeug. Schönes Finale mit einem wunderbaren Gitarrensolo.

Shifting Sands

Und schon kommt der nächste, (fast) instrumentale Track daher. Orientalische Anleihen in der Instrumentierung und Arrangement sind unverkennbar und dies wird durch die wortlosen Gesangsbögen von Yael Shotts noch verstärkt. Alles in allem eine schöne Reise durch die Wüste und vielleicht zu den Pyramiden? Spannend bleibt es auf jeden Fall!

Eastern Eyes

Thematisch bleibt Eastern Eyes dem Vorgänger treu und wird durch die Lyrics konkreter. Dieser Song gehört eher zu den Uptempo-Nummern. Das Schlagzeug zeigt sich konstant fleißig und groovt sich über die im „off“ spielende Hi-Hat durch den Track. Auch die Bassläufe haben hier einiges mehr zu sagen. Der Rest der Instrumente fügt sich wunderbar ein, besonders die von Suzi James gespielte Oud. Dieser konkrete Rocktrack rundet den Ausflug in die Wüste wunderbar ab.

The Song of the Siren

Leicht jazzig über das Piano kommend geht’s in den nächsten Song. Dieser baut sich allerdings zu einem schönen Classic Rock Track auf. The Song of the Siren bietet genug Platz zum Entspannen, bevor wieder an den Genre-Schubladen gerüttelt wird.

Hope

Der Song fängt als anspruchsvolle Popnummer an. Der Zuhörer wird vom sehr schön arrangierten Gesang von einem Teil in den nächsten getragen. Wie auf dem ganzen Album zu hören ist, zeigen sich alle Musiker(innen) fingerfertig und als Könner(innen). Immer wieder steuert Suzi James ihr markantes und abwechslungsreiches Gitarrenspiel bei.

 

Sandworm

Schon nach den ersten Sekunden wird klar, hier wird es definitiv progressiver. Das Sounddesign geht klar in Richtung Progressive Rock. Dies macht sich auch in den gespielten Schlagzeugfiguren bemerkbar. Das typische Prog-Timing nimmt Platz, ausgefeilte Gitarren und Keyboard Soli geben sich die Klinke in die Hand. Spätestens hier wird der „Prog Only“ Fan abgeholt – auf anspruchsvolle Art und Weise.


Shukraan Jazilaan

Der nächste Song ohne Gesang beglückt den geneigten Zuhörer und irgendwie können Suzi & Co. nicht von dem orientalisch-arabischen Thema lassen. Gut so, denn hier vereinen sie die typischen Harmonien in einem Prog-Jazz-Fusion-Gewand, was man so bisher kaum zu hören bekam.

Warlords

Wie heißt es zu schön? Je später der Abend, desto interessanter die Gäste. In diesem Falle ist es der letzte und epische Longtrack Warlords. Ganz im Stile von Genesis und Yes wärmt man sich in Sachen Keyboards die ersten eineinhalb Minuten auf. Dann geht es öfter in Gitarrensolo-Parts, die mit durchdachter Virtuosität glänzen.
Nach fast 4 Minuten setzt ein neuer Part mit Gesang und ernsten Lyrics ein. Dieser lebt unter anderen vom abwechslungsreichen Arrangement, das zwischen Full- und Halftime-Tempo gut instrumentiert hin & her wechselt. Dabei erzeugen die Keyboards immer wieder eine Proglandschaft, die gerne auch mal an Eloy erinnert.
Nach 10 Minuten geht es in den nächsten Teil des Songs. Die Vocals klingen nicht mehr getragen, sondern gehen bewusst nach vorne und reißen einen mit. Die Band steigert sich in den nächsten Progressive-Rock vs. Jazz-Fusion Part und Warlords erreicht hier seinen Höhepunkt. Danach spielen Fearful Symmetry den letzten Part gekonnt versöhnlich aus. Was für ein episches Finale für ein tolles Album.

Auf The Difficult Second treffen klassischer Prog, Rock, Jazz und World Music aufeinander. Fearful Symmetry haben die Rockwelt um einen weiteren hörenswerten Longplayer erweitert.
André Fedorow, Redaktion Sound of Prog

Anspieltipps: Warlords, Mood Swings And Roundabouts & Hope

Besetzung:
Yael Shotts – vocals and vocal arrangements.
Sharon Petrover – drums/arrangements/mixing assistance.
Suzi James – guitars, basses, keyboards, mandolin, oud, e-violin, percussion, backing vocals.
All words, music, arrangements by Suzi James with Jeremy Shotts contributing the lyrics of ‘Warlords/Battlestorm’

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