Popol Ace aus Norwegen waren eine typische Progressive-Rock-Band der 1970er Jahre mit einem ziemlich einzigartigen musikalischen Ausdruck. Während seiner Existenz bestand das Quintett im Wesentlichen aus Jahn Teigen (Gesang), Pete Knutsen (Keyboards, Gitarre), Arne Schulze (Gitarre), Terje Methi (Bass) und Schlagzeuger Thor Andreassen. Sie begannen ursprünglich mit dem Namen Popol Vuh, veröffentlichten 1972 ihr selbstbenanntes Debüt und ein Jahr später das Zweitwerk Quiche Maya. Irgendwann jedoch musste die Band feststellen, dass eine bereits etablierte deutsche Krautrock-Gruppe mit derselben Bezeichnung existierte. Nachdem sie ihren Namen geändert hatten, wurden noch zwei weitere Alben veröffentlicht. Mit einem anderen Sänger in der Besetzung floppte das letzte Werk von 1978 allerdings mehr oder weniger, erwies sich als sehr Pop Rock orientiert. Etwas später löste sich Popol Ace dann auch auf.
Das neue Album It Was 50 Years Ago Today bietet eine Sammlung von Live-Im-Studio-Aufnahmen (Sveriges Radio und Archive der Norwegian Broadcasting Corporation) sowie Mitschnitten von einem Reunion-Konzert in Oslo im Rebecca West (10. Juni 1994). Das ist der Hauptgrund, warum diese Dreifach-LP-Veröffentlichung einige Songs enthält, die in zwei verschiedenen Versionen präsentiert werden. Die meisten Tracks stammen von den gefeierten ersten beiden Popol Vuh-Alben. Tatsächlich bevorzuge ich auch diese Live-Outtakes aus den Studios. Die Prog-Komponente ist hier deutlich dominanter, dies obendrein mit einer einfach perfekten Klangqualität versehen. Das E-Piano liefert immer wieder eine jazzige Note. Abwechslungsreiche Kompositionen präsentiert von fähigen Musikern. Ich würde sagen, das ist teilweise vergleichbar mit der Band SBB aus Polen. Jahn Teigens Gesangsauftritt ist exzentrisch, variantenreich in jedem Fall, wahrscheinlich für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig.
Das mag überraschen, aber vor allem das Cover Feelin’ Alright gehört zu meinen Favoriten. Bei diesem Original-Traffic-Song, der später durch die Interpretation von Joe Cocker richtig berühmt wurde, jammen sie ganz wunderbar für eine Weile. Sie lassen die Musik locker fließen, der längste Track Get Up entwickelt sich fast genauso. Andere außergewöhnliche Bandkompositionen sind Hunchback und Milk-White Satin-Dressed Departure. Die letzte Hälfte der für diese Zusammenstellung ausgewählten Songs, die von der gleichen Besetzung gespielt werden, entwickeln sich unverkennbar unter Live-Bedingungen. Lediglich zusätzliche Keyboards werden hier von Sven Ohrvik zur Verfügung gestellt. Offensichtlich motiviert durch das begeisterte Publikum haben sie viel Spaß. Aber alles klingt etwas geglättet. Leavin’ Chicago zum Beispiel kommt mit einem ordentlichen Rock’n’Roll-Feeling daher. Mir fehlen hier einige Kanten und bandtypische Eigenschaften, beispielhaft der ungewöhnliche Gesangsausdruck. Alles in allem ist das It Was 50 Years Ago Today-Album aber ein wirklich feines Angebot, das dem Hörer einen gebührenden Einblick in die besondere Popol Ace-Inspiration sowie das Können der Musiker gibt. (Uwe Zickel)
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