Obwohl Antoine Fafard aus London schon länger als Komponist und Gitarrist aktiv und bekannt ist, sollte man spätestens jetzt ausreichend Zeit für die neue Musik investieren, die er ständig bereitstellt. Okay, dies ist auch in gewisser Weise ein Debüt, weil das Album unter dem neuen Band-Namen Alta Forma veröffentlicht wurde. Und musikalisch zeigt es eine leichte Abweichung von dem, was er zuvor produziert hat. Das macht natürlich neugierig. Ursprünglich sehr auf progressive Jazz-Fusion konzentriert, ist es stilistisch in diesem Fall ein bisschen mehr dem Art-Rock zugewandt.

Darüber hinaus kommt noch der neue Ansatz dazu, Texte zu schreiben und Gesang einzubauen. Fafards grundlegende Herausforderung bei der Weiterentwicklung dieser Musik bestand darin, einen Sänger zu finden, der vollständig dazu passt und auch eigene Ideen einbringt. Schließlich war es JK Harrison aus den USA, dem es dann gelang, wertvollen Input für die lyrische und musikalische Ausrichtung dieses Projekts zu leisten.

Harrison hat unter anderem für Brian Wilson, Paul Simon und Bruce Springsteen Beiträge geliefert und arbeitet schon seit frühen Jahren eng mit Todd Sucherman (drums) zusammen. Einen so produktiven Percussionisten ins Team zu holen, ist natürlich ein großes Plus. Er hat zum Beispiel über 20 Jahre bei Styx gespielt. Spatium & Tempus oder ‘Raum & Zeit’ … was den Kontext betrifft, so kommt thematisch gesehen laut Fafard alles eher aus der Spontanität, und ist nicht sehr tief in metaphorischen Bildern versteckt.

Die Texte handeln eher von universellen Themen. „You have been pulled out from your Comfort Zone“, einer meiner Albumfavoriten, orientiert sich exemplarisch an einem besonderen Abenteuer, verbunden mit der Frage, was sich sinnbildlich hinter dieser oder jener Wand verbirgt … in jedem Fall setzt Fafards Gitarren-Solo allem das Sahnehäubchen auf. Der Album-Opener überzeugt außerdem mit ordentlichem Groove und tollen Drumfills.

Schöne Klavierbeiträge sind auf Invisible Time zu finden, dieser Song wurde von Harrison geschrieben. Und so verwundert es auch nicht wirklich, dass alles eher in Richtung AOR klingt. Hervorheben möchte ich in diesem Fall die tolle Fretless-Basspräsenz, ebenfalls eine Sache von Fafard. Hear Now ist die wahrscheinlich beste Komposition, einfach ein Meisterwerk. Auffallend ist die clevere Synergie von Akustik- und E-Gitarren. Und nicht zu verpassen das abschließende kraftvolle Apocalyptus, das sich mit globalen Katastrophen und dem hoffentlichen Überleben der Menschheit befasst. Dafür wurde auch ein engagiertes Promo-Video produziert.

Alta Forma haben eine schöne ansprechende Songsammlung mit insgesamt neun kompakten Stücken produziert, einfallsreich, melodisch und mit großartigem Gesang. Alle drei Musiker spielen ihre Stärken aus, das ist garantiert. Das Album ist auf jeden Fall einen Versuch wert. (Uwe Zickel)

bandcamp | website | youtube