Fish on Friday – „8mm“
Albumveröffentlichung Oktober 2023

Fish on Friday –  “8mm” (Frontcover)

Nach ihrem erfolgreichen Longplayer „Black Rain“ melden sich Fish on Friday mit dem Folgealbum „8mm“ zurück in den Äther. Unsere Angst bezüglich eines Larifari-Albums war groß, aber Erwartungshaltungen sind nur ein Dilemma, wenn sie nicht erfüllt werden. Selbst die größten Bands und Künstler können durchaus für Langeweile sorgen, wenn sie eine neue Scheibe veröffentlichen. Doch das drohende Damoklesschwert der Trivialität wurde auch hier wieder einmal von Frank, Marcus, Marty und Nick handwerklich geschickt demontiert.

Das Album eröffnet entschleunigt und melancholisch mit dem Titeltrack „8mm“. Sphärische Keyboards, schön entspannte Gitarren tragen van Bogaerts wundervolle Stimme durch den Song, welcher den Verlust eines äußerst geliebten Menschen thematisiert.

Der zweite Track „Collateral Damage“ glänzt durch eine überraschende Gradlinigkeit, ohne dabei langweilig zu wirken. Die Abwechslung findet hier eher unterschwellig statt. Immer wieder gehen Teile von divers angeordneten Instrumenten wie Akustik- und E-/Slide-Gitarren ineinander über. Intelligent transformiert sich auch die anfängliche Perkussion-Performance in eine groovige Drum-Figur.

Mit „Overture to Flame“ zeigen uns Fish on Friday, wie Progressive Rock bzw. Art Rock heutzutage klingen kann. Sphärische Keys eröffnen den Song, bevor entsprechende Effektgitarren unterstützend eingreifen. Zusammen mit den zackig gespielten Drums scheut sich Keymaster Frank van Bogaert nicht, zusätzliche prägnante Synth-Arpeggios zum Einsatz zu bringen. Mit dem Auftritt von Chören wird das Finale dieser, viel zu kurz geratenen, Ouvertüre eingeläutet und der Song geht nahtlos in den Track „Flame“ über. Geproggt wird hier erst mal auf minimaler Basis. Seichte Gesänge mit Akustikgitarren und Keyboards tragen den Zuhörer eine Weile durch den Song, bis das Tempo nochmal angezogen wird. Die Tastenfraktion und Slide-Gitarren zeichnen sich verantwortlich für den Endspurt des Songs und runden das Gesamtpaket „Overture to Flame“ & „Flame“ perfekt ab.

Frank van Bogaert im FoF Studio

Die nachfolgende Nummer „Jump This Wall“ wird mystisch mit entsprechenden Keys, Slides und Synth-Arpreggios angetrieben. Was hier musikalisch versprochen wird, wird auch eingehalten. Der Song regt den Zuhörer, dank der hervorragenden Arbeit der hauseigenen Rhythmus-Sektion, zum Mitwippen an. Die ungewöhnliche, aber interessante Gesangslinie geht mit uns einen langen Gang zum Refrain, der sich für das aufkommende Ohrwurm-Potenzial verantwortlich zeigt. Nur der Text scheint untypisch für die Band und dem aufmerksamen Zuhörer kommt eventuell die Frage in den Sinn, was sich der Lyriker dabei gedacht hat. Zumindest war es wohl kein schlechter Lila-Lavendel-Trip … 😉

Der nächste Track „Don’t Lose Your Spirit“ zeigt sich gleich zum Anfang facettenreich im Arrangement und lässt ein schönes Art Rock Feeling aufkommen. Tolle Gitarrenriffs (akustisch + elektrisch) und Keyboard-Läufe geben sich die Klinke in die Hand, bis der erste Tempowechsel die eingängigen Gesangslinien, performt von Frank van Bogaert und Nick Beggs, nochmals den nächsten Ohrwurm bereitstellen. Der Song endet ruhig und bereitet den Weg für den Nächsten in der Reihe.

Man könnte meinen, „Funerals“ wäre ein weiterer Song über den Verlust nahestehender Menschen. Aber dem scheint nicht so zu sein, denn hier geht es um eine begehrenswerte Frau, die sich der Protagonist immer wieder ins Gedächtnis ruft und wohl einiges bereut. Auf jeden Fall gehört der Track zu den epischen Nummern auf dem Album und Fish on Friday bleiben auch hier ihrer zuvor ausgebreiteten Soundlandschaft treu. Sie tragen den Zuhörer wunderschön melancholisch durch den ersteren, ruhigeren Part. Nach ungefähr der Hälfte des Songs gibt es einen Takt- und Tempowechsel, so wie wir Prog-Lover es mögen. Schöne kleine Keyboard-Solis und eine engagierte Akustikgitarren-Einlage werden durch spanisch anmutende Kastagnetten im Hintergrund verschönert. Auch hier zeigt sich die Band kreativ in Sachen Arrangement, bevor es zu einer Art Reprise kommt, der das ursprüngliche musikalische Thema wieder aufgreift.

Der 8. im Bunde: „Silently Raging“ bietet sich bewusst minimalistisch an, behält aber den Charme des Sphärischen. Ein Drum Loop (klingt nach dem legendären TR808 Gerät) ebnet den Weg zum Einsatz des Schlagzeugs. Gast-Vokalistin Lula Beggs übernimmt gesanglich das Ruder, wobei sie eigentlich schon zum Inventar gehört. Ihre Stimme ist in nicht wenigen Songs der Band präsent, sodass das vordergründige Fehlen von Franks und Nicks Gesang den Track gar nicht fremd klingen lässt. Die allgemeine Komposition mit dieser Gesanglinie bleiben gleich beim ersten Mal unwillkürlich im Ohr hängen.

Spaß im Studio haben sie ja …

„Instillers“ reiht sich musikalisch hervorragend neben „Collateral Damage“ ein. Insbesondere der Text sollte beim Hören mitgelesen werden.

„A New Home“ eröffnet wunderschön mit himmlischen Gitarren- und Keyboard-Sounds. Dieser Song kommt bewusst ohne Art Rock Anleihen aus und bietet eine schöne Reise durch eine entspannende Soundlandschaft. Lula singt wieder im Vordergrund und wird von Frank und/oder Nick im Hintergrund unterstützt. Wieder einmal wird der Track in optimaler Form präsentiert.

Das Schlusslicht „Life is like the Weather“ ist definitiv die kleinste und kürzeste Station auf der Hörerreise. Mit einem Singer/Songwriter Charme performt sich Nicks Beggs durch den Song. Eine sehr schöne Nummer und ein würdiger Abschluss.

Nach dem kompletten Durchhören von „8mm“ fällt auf, dass Nick Beggs Gesangsperformance deutlich präsenter ist, als auf den vorhergehenden Alben. Keine schlechte Entscheidung, denn seine Stimme harmoniert gut mit der von Frank van Bogaert. Trotz allem schmeichelt van Bogaerts Stimme nahezu jedem Song und wer seine Stimmenfarbe erst mal ins Herz geschlossen hat, für den gibt es eh kein Entkommen. Nie wieder …

Fish on Friday zeigen sich spendabel mit Longstracks auf diesem Album, was das Progger-Herz erblühen lässt. Auch das neue Coverartwork ist wieder eine gelungene Arbeit des Künstlers Michal Karcz . Seine Arbeiten erinnern hier stark an die Surrealität eines Storm Thorgerson bzw. von Hipgnosis. Ein weiterer Pluspunkt für die Band, denn visuelle Kunst mit der Musikalischen zu verbinden war schon immer eine unumstößliche Symbiose.

Kompositorisch knüpft man nahtlos an dem Vorgänger-Album „Black Rain“ an. Was auch zum Großteil an der Federführung von Frank van Bogaert liegt, der sich irgendwo zwischen Phil Collins (stimmlich, textlich), Richard Wright (kompositorisch) und Alan Parsons (Studiotechnik/Produktion, kompositorisch) ohne dabei irgendetwas zu kopieren oder seine Identität zu verlieren. Man könnte sogar sagen, er verfügt über eine ganz eigene Äquivalenz bezüglich der gerade genannten Künstler.

Aber auch der Rest der Band hat es in sich. Schlagzeuger Marcus Weymaere versteht es immer wieder, die Grooves gekonnt und detailliert zu platzieren. Der richtige Mann mit dem richtigen Feeling am richtigen Platz. Bassist Nick Beggs ist sowieso nicht von dieser Welt und sein multiples Talent ist ein wunderbarer Teil der Band geworden. Last, but not least – der fingerfertige und flinke Gitarrist Marty Townsend rundet mit seinem Gespür für gut platzierte Akkorde, Licks und Slides das Ganze perfekt ab.

Fish on Friday haben wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie eine Band mit Substanz und Tiefgang sind und ihre Musik zeitlos noch viele Generationen überdauern wird. Das ist etwas was den meisten Bands heutzutage fehlt. Auch den Neuentdeckern legen wir nahe, sich die Zeit zu nehmen, in den gesamten Backkatalog der Band hineinzuhören. Nahezu jedes Album birgt kleine Magien in Form von Songs in sich. Man darf also gespannt sein, was aus der Zauberburg in Ardenne noch so kommen mag. (André Fedorow)

Anspieltipps:  “Funerals”, „Overture to Flame“ -> „Flame“, „Jump This Wall“, „Don’t lose your Spirit“

Von links: Marcus Weymaere, Marty Townsend, Frank van Bogaert, Nick Beggs

Musikalische Besetzung “8mm”
Frank van BogaertVocals, Keyboards, E-Guitars, Backing Vocals
Nick Beggs Bass Guitar, Chapman Stick, Upright Bass, Vocals, Backing Vocals
Marcus WeymaereDrums & Percussion
Marty Townsend –
Acoustic- & E-Guitars

Gäste
Lula Beggs – Vocals on „Silently Raging“  & „A New Home“, Backing Vocals on „Don’t lose your Spirit“
Theo Travis – Flute & Saxophone on „Jump This Wall“
Sofie Dykmans – Backing Vocals on „Jump This Wall“

 

Das neue Album könnt ihr auch hier kaufen: fishonfriday.be/shop.html

Andere Werke der Band (Klick drauf zum Kaufen):

      

       

Mehr zu Fish on Friday:
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Das Fish on Friday Radiospecial bei Sound of Prog:

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